Kurz vor Weihnachten wurde in einem grossen Bodenhaltungsbetrieb bei Reutlingen die sogenannte Ausstallung durchgeführt. Das heißt, innerhalb eines Tages wurden taußende von jungen, einjährigen Hühnern aus einer Halle eingesammelt und zum Schlachthof gebracht, da sie vor der Mauser standen und daher nicht mehr soviele Eier legten. Das ist in Bodenhaltungsbetrieben ein üblicher Vorgang. Nachdem die Halle geleert war, blieben einige Tiere übrig, die sich verstecken konnten, in irgendwelche Ritzen gefallen sind oder beim Einfangen übersehen wurden. Insgesamt hat der Verein Rettet das Huhn bei dieser Ausstallung vor Weihnachten 350 Hühner zum Teil in erbärmlichen Zustand übernehmen können. Diese Hühner wurden am 19.12. an zahlreiche private Stellen vermittelt. So warteten wir am 19.12.20 ab 15.00 Uhr mit klopfendem Herzen beim Parkplatz Freiburg Süd mit vielen anderen Hühner-Adoptivfamilien in unseren jeweiligen Autos auf das Eintreffen der „Damen“. Wir waren von dem Verein Rettet das Huhn gut vorbereitet und informiert worden bezüglich Unterbringung, Futter und Umgang mit verletzten Tieren und hatten für jedes der erwarteten Tiere eine eigene Box mit Einstreu mitgebracht
Dann kamen sie an: eher still, zum teil apathisch, das ursprünglich weiße Gefieder zerrupft mit vielen Kahlstellen und statt Schwanzfedern ein kahles teils blutiges und gerötetes Hinterteil. Wir haben fünf Hühner adoptiert und sie zu unseren kleinen Chapo- Hühnern bei Nacht in den Stall geschoben, damit sie morgens zusammen aufwachen und die Neuen schon etwas Stallgeruch übernommen haben. Das erleichtert in der Regel die Eingewöhung zwischen den neuen und den alten Hühnern und hat auch bei uns gut geklappt. Es gab keinerlei Streit oder Hackordnungsgerangel. Die Neuen zeigten sich ausgesprochen kooperativ und friedlich, wie wenn sie ihre Dankbarkeit ausdrücken wollten. Ja und dann spazierten sie am nächsten Morgen zum ersten Mal in ihrem Leben ins Freie mit Erde und Gras sowie Gebüsch und Himmel und Sonne. Ganz langsam schauten sie sich um, begannen vorsichtige kleine Schritte zu machen, die ersten Gräschen zu zupfen und alles zu inspizieren. Es dauerte nur 3 Tage, dann kannten sie sich schon gut aus und gingen abends mit größter Selbstverständlichkeit mit den „Alten“ ins Bett, sprich in den Hühnerstall.
Unsere Weihnachtshühner, wie wir sie getauft haben, haben sich gut eingelebt und freuen sich ihres Lebens. Sie brauchen noch etwas mehr Fürsorge wie unsere Zierhühner. So müssen zum Beispeil Ballenverletzungen kontrolliert und ev. behandelt werden. Auch gewöhnen sie sich nur langsam an das vielfältigere Essensangebot wie zum Beispiel auch mal Reis, Salat und Äpfel, aber sie entdecken fast jeden Tag etwas Neues und wir hoffen, dass wir ihnen noch ein schönes Hühnerleben nach diesem harten Jahr in der Bodenhaltung bieten können. Wir alle finden, dass sie schon etwas hübscher aussehen.